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To My Neighbor


I lift you higher,
lift you out
of your body cells
stuffed with anxiety
of your past -
an evil load that smells.

I'll fill each cell
with love and joy
that makes the
angels dance.
You'll glide through earthly
filth and stench -
a spiritual trance.

From your youth filled eyes,
your hands
and feet,
a holy peace shall flow,
so you and I
be filled with grace -
let us be still
and know.

William Hermanns
[P527]

Seelentränen


Seelentränen sind Gedichte,
rot mit Herzblut aufgeschrieben,
tiefem Menschenleid zum Ruhm,

Lies sie still in reinem Lichte,
unbeschattet,
frei von Trieben:
Du betrittst ein Heiligtum.


Wilhelm Hermanns
[G001]




               

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William Hermanns


Gedichte von William Hermanns

Gedichtliste

Maria und der Spötter

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1 2 3 4 5 6 7 8 9

G145

1.
                 Maria und der Spötter

Die Mär von Fatima - zum Lachen und zum Weinen.
Mittags um 12 soll eine Frau erscheinen
Auf einem Baum im Wolkehkleid,
Die biblische Maria sei's, so geht die Mär,
Die Frau von Joseph, Jesu Mutter.
Sie ist zweitausend Jahre tot;
Doch hätt‘ das Jenseits öfters schon verlassen -
Erschien in einer Felsengrotte und in einer Klosterzelle -
So läuft die Religion wie eine mächtige Welle
Von Bethlehem zu den Altären,
Der seligen Jungfrau hochgeweiht.
Ob sie mir wohl verzeiht,
Wenn ich nicht geh' zu jenem Baum?
Wo tausend sind, da paßt nicht mein Gesicht,
Besonders nicht, wenn's aus der Wolke spricht:
„Ich bin Maria."
Auch ist mein Horizont beschränkt.
Philosophie und Logik meine Stärke,
In Religion bin ich gedankenleer.
Und wo der Glaube an Maria wesentlich,
Da ist unwesentlich so eine Null wie ich.
Ich bleibe hier und laß' dem Glauben seinen Frieden.

An meinem Fenster strömt das Volk vorbei zum Stelldichein,
Das unsere Wolkenfrau geruht zu geben -
Und wer kommt da? - Der fette Gipsfigurenmann,
Ihm spukts wohl im Gehirn.
Die arme Jungfrau gipste er süß-widerlich wie eine Dirn‘,
Geschminkt und kitschig.
Jetzt wird sie wohl in seinrni Laden
Mit einem wolkigen Fuß erscheinen.
Soll ich lachen, soll ich weinen?
Der Glaube ist ein gut' Geschäft,
Die Wissenschaft geht betteln.
Im nächsten Leben mache ich auch Gipsfiguren -
Der Anregung gibt's ja genug.
Die jungen Bauernburschen,
Die da vor meinem Fenster rennen:
Arme Dame, was da alles kommt,
Um auf die Knie zu fallen!
Ave lallen
Und Sünden bekennen -
Am liebsten möchte ich mitrennen,
Und geruhst Du zu erscheinen,
Mit dem Finger auf sie zeigen.
Doch es geziemt sich einem Mann wie mir - zu schweigen

Jetzt rennt die fette Nachbarin vorbei -
So eine Wutz vor Deinem Baum zu haben.
Hat zwei Männer schon begraben.
Und sieh, sie kommt auch nicht allein:
Ihr junger Freund, ein Weinsäufer, kommt mit.
Der Himmel dürfte beiden sicher sein.

Lauft hin, lauft hin!
O Glaubensgewalt!
Sie schaukelt im Zweig,
Die hehre Gestalt.
Lauft hin, lauft hin!
Schlagt euch an die Brust! -
Und nachts dann zum Ausgleich
Die Fleischeslust.

Jetzt ziehen zwei Soldaten einen Handwagen vorbei;
Drin sitzt die alte Metzgersfrau - gelähmt.
Haben sie nichts Besseres zu tun?
Portugal ist doch im Krieg,
Betet euren Rosenkranz,
Singt ein Mutter Gottes-Lied!
Junge Männer betet,
Stählt euch für den Waffentanz!
Was euch dann entgegenzieht
Im Feindesland zertretet!

Da läuft mein Jugendfreund.
Ein Frauenverächter. Möchte Priester sein.
Ein Wunderbub schon in der Schule.
Verwandelt Wasser stets zu Wein.
Vielleicht wird ihn die Jungfrau nüchtern machen?
Ging' ich nur mit - da gab' es was zu lachen!
Ein Herr kommt hoch zu Pferd
Und eine edle Dame hinterher im Wagen.
Ihr Kopf ist tief gebeugt -
Trägt ihre Demut so zur Schau,
Verkündet das der Masse doch:
So demütig trag auch du dein Joch!
O dieser Glaube!
Ist je die Wissenschaft so herausgefordert worden?
Als Kind schon bäumte ich mich auf.
Nach Lourdes wallfahren sah ich sie:
Die keuchend-bucklige Marie,
Der schwindsüchtige Schusterssohn
Und der hinkende Bauer Schippen.
Sie kamen zurück in Prozession,
Das Ave auf den Lippen.
Der Buckel blieb hinten,
Das Hinkebein zuckt,
Die Schwindsucht schminkt rot
Die Backe und spuckt.
Nach Lourdes zur Heilung sind sie gehetzt.
Die heilige Quelle hat sie benetzt,
Die Jungfrau hat über dem Wasser geschwebt,
Doch niemand hat ein Wunder erlebt.
Könnt' ich mich an der Dummheit rächen,
Ich würde Kopernikus heiligsprechen.
Hieß es doch einmal, die Erde dreht sich nicht!
Und das aus unfehlbarem Munde!
Armer Glaube, heut' schlägt deine Stunde.
to top
2.
Die Menschentriebe,
Dem Ich verwoben,
Sind vom Karma verteilt.
Nie hat religiöse Liebe
Ein Karma aufgehoben
Und das Ich geheilt.

Stand' ich am Baum,
Ich sprach vom Karma -
Weh' dann dem Wolkentraum!

Wer läuft an meinem Haus vorbei?
Sieh da, sieh da und ei, ei, ei.
Drei Kinder - es sind sie: die Seher.
Lucie und Jacinta, weiß gekleidet,
Und der Bub, Francisco, auch schon Bekenner
Und kaum drei Käse hoch.
Die schwarze Jacke ist geflickt. Heil euch Annen:
Die Jungfrau hat Erbarmen.
Man muß sich fragen: Ist's nicht sonderbar,
Daß sich die Mutter Gottes ihnen zeigt,
Die nichts verstehen als die Stimme ihrer Schafe,
Mit einem Denkkreis, der so dick und rund
wie der Eßtopf und der Mutter Mund.

Das Aveleiern ist für Bauern
Ein langweiliger Zeitvertreib,
Überliefert von der Tradition.
Sie leiern es mit ungewasch'nem Leib -
Und mehr noch - auch mit ungewasch'ner Seele.
Sie saufen, schlagen ihre Frauen.
In Wut sie mit dem Messer stechen.
Stand' ich am Baum, ich würd' zu ihnen sprechen:
Ihr Heuchler, geht zur Deichte, rasch wird euch vergeben,
Geht dann nach Haus1 und frönt dem gleichen Leben!

Als Kind besuchte ich den Gärtner.
Er lag im Bett, war krank,
Ich brachte ihm den Lohn.
So ein Gestank!
Hatt' sein Bein aus dem Bett gestreckt,
Verkrustet und verdreckt.
Und vier Kinder hockten
Mit der Mutter in der Stube.
Das Fluchen, wenn er trinkt,
Das hört man meilenweit!
Für's Wirtshaus hat er sonntags Zeit.
Jetzt neben seinem Bett steht eine Gipsfigur,
Ein Rosenkranz hängt dran.
Arme Mutter Gottes, armer Mann!
Maria, Mitleid habe ich mit Dir -
Was für ein Pack da kommt,
Dich anzubeten! Ich kenne sie.
Denn Fatima ist klein.
Sind wen'ger Menschen als Vieh.
War' es nicht ziemender,
Du kämst zu mir herein?
Man sagt, daß Du erhaben bist
Und die verschlagene Erhabenheit.
Wie war' es, wenn Du kämst
Und sprächest so:
"Mein lieber Wissenschaftler,
Ich bin froh,
Mich mit dir zu unterhalten.
Brauchst die Hände nicht zu falten.
Und blicke doch jetzt unverwandt
Auf meine Wolkenhand.
Den Zauberstab werd' ich jetzt zücken,
Und wer da läuft mit Farben schmücken -
Sonnengold und himmelblau."
Maria, solche kloine Schau
Vorm Fenster wird mich überzeugen
Und meine Logik beugen.

Ich will mich bescheiden,
Zerwürfnisse meiden.
Ich habe Geduld.
Auch das kleinst Zeichen
Würde mich erweichen -
Gewähr mir die Huld!
Der kleinst Schimmer
In meinem Zimmer,
Dir sei die Wahl.
Nimm Deine Zauberhand,
Belebe die Bücherwand
Mit einem Strahl.
Nur einen Schimmer, einen Schein
Auf meinen Aufsatz auf dem Tisch -
Und ich will glauben.

Ich bin nur ein geringer Wurm
Und möcht' vor Dir im Staube liegen.
Ein Freund von mir, durch geist'ge Kraft,
Kann Stahlstangen verbiegen.
Im Haus stehn alle Uhren still,
Wenn er nur will.
to top
3.
Ich will mich heut' mit Dir befreunden,
Das kleinste Wunder soll genügen.
Was dann die Seher uns erzählen,
Ich straf sie nicht mehr Lügen.
Da auf dem Kirchturm sitzt ein Rabe.
Hörst Du, wie er krächzt?
Laß ihn einmal nur an meine Fenster klopfen!
Auch der Wissenschaftler lechzt
Nach dem Verständnis für das Unsichtbare.
Manches läßt sich nicht mit Maßstab messen,
Manches wiegt sich nicht wie eine Ware.
Wir leben ja im Zeitalter der Relativität.
Oder ist's für mich zu glauben schon zu spät?
Bemüßige den Raben herzufliegen,
Und Du sollst siegen.

Draußen nähen Regenfäden die Dächer an die Wolken
An meinem Fenster peitscht der Wind.
Jetzt ist der Rabe fortgeflogen -
Vielleicht zu Lucie? Armes Kind!

Das Wunder ist ein winziges Stück der Bibel.
Und was bleibt uns zurück,
Wenn sie erschienen?
Die Kirche predigt tausend Jahre
über sie, die Wunderbare,
Und wird ihr dienen.

Drum Lucie, steh am Baum
Und prophezeie!
Gib dem Namen Fatima
Die heilige Weihe.

Wer singt denn da?
Es ist die Prozession.
Voran die weiße Fahne
Mit ihrem Bildnis, blau und gold,
So herrlich, so leutselig hold.
Es schlingt ein blaues Band
Sich um den Hals der Frauen;
Sie tragen ihren Sonntagsstaat.
Maria, nimm es mir nicht übel,
Doch wenn ich diese Fahne sehe,
Erschaure ich mit Wehe!
Man gab Dir die Ehre,
Daß Dein Segen sich vermehre.
Was hat die Fahne uns gebracht?
Den Dreißigjährigen Krieg entfacht.
Sie zog im Kreuzzug auch voran.
Wer ist jetzt dran?
Die frische Saat geht heute auf beim Baum
Mehr Lebensraum, mehr Lebensraum!
Arme Mutter, tust mir leid!
Sollte nicht die Liebe wohnen
In allen Nationen?
Sieh, die Doppelzüngigkeit!

Feind und Freund im Krieg
Beten um den Sieg
Zu Dir, die Wunder tut.
Die Fahne weht im Wind.
Die Deine Kinder sind,

Wälzen sich im Blut.
Doch Dein Antlitz zieht voran.
Aus dem Sohn wird bald ein Mann,
Und gesegnet wird die Bahre.
Deine Fahne - tausend Jahre
Weht durch Sturm und Nacht.
Das Wunder ist vollbracht:
Was Du gesät an Liebe,
Hat stets der Krieg geschmäht.
Kehr um, kehr um!
Ich, der Wissenschaftler, mein' es gut,
Sei auf der Hut, bleib stumm!
Dummheit, Frechheit, zwei Genossen,
Schmutz entsprossen,
Gehören zusammen
Wie das Huhn zum Hahn;
Sind treu, bereit zu schwören,
Maria hat Wunder getan,
Und die Welt steht in Flammen.
Ich bin Dein Freund, Maria,
Und möchte ohne Glauben zu Dir sprechen:
"Das ist die Soziologie des Seins:
Haß läßt sich von der Kirche nicht bestechen.
Bleib in Deiner Wolkentruhe!
Wo keine Fahne, da ist Ruhe.
Haß und Liebe, schöpferische Mächte,
Sind keines Aberglaubens Knechte.
O Wissenschaft, wer dich verachtet,
Ist umnachtet."
to top
4.
Ein Bursche läuft vorbei.
Er ist mir wohlbekannt.
Ignazeo, nach dem Heiligen, genannt.
Hat sich als Schulkind oft gerauft,
Ein Huhn gestohlen und verkauft.
Und dieser Balg, er wagt es und bleibt stehen
Seine frechen Augen sehen
In mein Fenster. Fuchtelt mit dem Rosenkranz.
Seh' ich recht? Er winkt.
Denkt er, ich komme mit -
Mit ihm, der doch vor Dreck und Lügen stinkt?
Er presst seine Nase platt ans Glas.
Ich geh' zur Tür. Er merkt's, haut ab -
Nein, bleibt drei Schritte weiter stehen.
liebt den Rosenkranz nochmal
Und grinst mir ins Gesicht,
Die barfüßige Spottfigur.
Es gibt Menschen, die haben ihre Sicherheit verloren;
Er durchs Gefängnis, und hat mich erkoren,
Sich zu .bestätigen. Er steht und grinst.
Diese Dreistigkeit, was steckt dahinter?
Dieser Mut, wetzt seinen Glauben
An der Härte meines Unglaubens,
Läuft bis zur Ecke, dreht sich nochmal um,
Sein Blick - ist's Mitleid oder Hohn?
Lall nur dein Ave, lieber Sohn!
Maria wird für dich im Baum erscheinen.
Oder ist's die kleine Seherin im schwarzen Haar,
Daß du hinläufst auf den langen Beinen?
Hol ein die Frauenprozession und sing dein Lied!
Zieh hin zur Mulde, wo die Eiche steht,
Von Weibern angesteckt.
Der Glaube muß durchs Sumpfgelände des Frauenhirnes waten,
Ein Gramm Vernunft ist mehr wert
Als ein Kilo Glaube.
Zieht hin und küßt der Dame ihren Wolkensaum -
Träumt in Gottes Namen euren Traum!

Ich schließ' die Tür und setz mich wieder,
Mir ist's so schwer als trüg' ich ein Gewicht.
Steh auf! Der Bursch', da ist er wieder,
Ich seh' im Glas sein frech' Gesicht.
Der Bursch' ist fort und hat mich längst vergessen.
Bin ich es nur, ist Fatima besessen?
Wie dem auch sei, ich will ein Zeuge sein:
Komm Feder,schreibe!
Du wandelst Wasser nicht in Wein.
Ich, kommt der Bursch' zurück,
Drück' das Papier in seine Hand.
Kann er nicht lesen, hat er:.doch ein Ohr.
Ich lese es ihm vor.
Ich bin Erzieher, treu will ich mir bleiben:
Feder, du mußt schreiben!
Ein heiliger Ingrimm soll mich fassen,
Ein heiliger Haß soll hassen.
Wehe Fahne von Spanien her '
Bis Deutschland und zum Mittelmeer!
Kreuzzug, heiliges Morden,
Mit dem Ave wird gesät,
Frauen, Kinder hingemäht
Von Mannen aus dem Norden.


Der Tod baut einen tiefen Schacht
In Deutschlands dreißigjähriger Nacht,
Baut-mit Glockengeläute.
Häuser, Stühle werden leer,
Bald gab's keine Menschen mehr;
Das Ave machte Beute.

Hand, schreibe dein eigenes Erleben!
Mach die Frommen beben!

Da kommt die Frauenprozession,
Tragen den Marienorden
Am blauen Band.
Sah sie - bereit zum Morden -
Als Kind im Rheinischen Land.
Es hieß, Franzosen seien eingedrungen.
Da sah ich unsere Gärtnersfrau,
Hat in der Kirche Ave gesungen,
Doch ist sie mit einem Messer zur Landstraße gerannt
Mit wohl hundert Frauen
Mit Mistgabeln, Hacken und Stöcken,
In Holzschuhen, Schürzen, Röcken.
Da faßte mich dcis Grauen:
Sie schrie:"Dem ersten Franzosen, den ich seh',
Stoß ich das Messer in den Bauch."
Es war das Küchenmesser,
Mit dem sie für ihr Kind das Brot abschnitt.
So zogen sie in Schritt und Tritt.
to top
5.
Da betete ich, noch jung an Jahren,:
"Gott, bei uns ist grimme Not,
Die Bauernkinder essen Brot -
Und es trieft rot."

Maria, nimm das Messer aus ihrer Hand,
Den sie erstechen will, hat eine Mutter
Dort fern im Frankenland.
Auch sie trägt den Orden am blauen Band.

Jetzt, drei Jahre in Portugal,
Bete ich so:
"Maria, siehst Du nicht wie Du ernährst
Den Aberglauben, da Du doch gewährst
Der Unnatur im Menschen Deinen Segen.
Sie knien nieder, beichten und genießen
Dann die Sünde, huren, stehlen, schießen,
Den Rosenkranz in einer Tasche
Und in der anderen die Flasche -
So steuern sie für sich und andre das Verderben,
Der Glaube lebt, die Ethik ist am Sterben.
Verroht, verhetzt, die Zukunft zerfetzt.
Maria, helfen möcht' ich Dir,
Drum sitze ich am Pulte hier."

Da klebt der Bursche wieder an dem Fenster.
Was hab' ich ihm getan?
Ich will denken, ich will schreiben.
Bin ich im Wahn?

O Himmel, bin ich nicht mehr ich?
Ich rufe dich,
Als seist du ein lebend'ger Teil
Meines Ichs. Als sei mein Heil
Von dir abhängig!

Ich bin im Wahn, ich bin besessen.
Der schnöde Bub hat mich vergessen -
Doch klebt er hier am Fenster.
Bin ich nicht Herr in meinem Haus?
Brauch' frische Luft, nur fort! Hinaus!
Seit wann seh' ich Gespenster?

Die frische Luft, wie gut sie tut!
Die Dame sollte mir den Raben schicken,
Der auf dem Turme sitzt und krächzt.
Er sollte doch am Fenster klopfen.
Liebe Dame, mit Deiner Wundermacht ist's niclit weit her
Du Königin des Himmels hast als Hoftroß ein Gesindel!
Mein Mitleid würde Dich beleidigen,
Dach nicht mein Zorn.
Ich will jetzt die Vernunft verteidigen
Und geh' zum Baum.
Nicht der Rosenkranz sei mein Begleiter.
Die Feder ist's. Das Volk, wie's rennt
Zur Mulde, wo die Schafe weiden.
Ich hoffe, daß mich keiner kennt.
Und sie erscheint, heißt's, in der Eiche.

Und die öde Mulde voll von Menschen
Wie Knochen in einer Leiche.
Der Himmel hängt sich über mich
Wie eine grau 'reballte Faust,
Und Raben tupfen schwarz die Luft.
Dies Fatima ist eine Modergruft
Für den, der denkt
Und der gelenkt von den Gesetzen der Natur.

Ob wohl der Gipsfigurenraann
Am Baum seinen Gips anrührt,
Mit rotem, gelb' und blauem Puder
Die Figur beschmiert?
Die Wundersucht heckt aus die Handelssucht.
Wer läuft jetzt quer durchs Feld?
Seine Freundin ist's, die Näherin des Dorfes.
Was sich die Zeitung nicht erdreisten kann,
Bearbeitet die alte Jungfer
Auf den Leisten ihrer Zunge.
Ihr Kopf sitzt auf dem Buckel
Wie ein zerschrumpfter Riesenapfel,
Und Tropfen fallen erbarmungslos,
Fallen in den Gnadenschoß
Der Mulde. Die Dame dürfte den Besuch vertagen.
Die Himmelsleiter ist jetzt klitschenaß,
So naß wie ich. Doch kehre ich nicht um.
Mein Stolz gebietet mir auszuharren;
Ich habe eine heilige Mission:
Zu heilen diese Narren.
Nichts paßt mehr zum Opium der Suggestion
Als Glaubensfron.

Heil Maria, voll der Gnaden!
Hör' ich's von der Straße, von den Wiesen.
Dazu das- Schafeblöken, alles,
Alles eingepfercht in Mauerhecken.
Holzschuhe und Karren,
Ein Holpern und Knarren.
Pfützen, Schlamm und Wasserbecken.
to top
6.
Ich steige nieder in die Mulde.
Von weitem sehe ich den Baum,
knorrig, zwerghaft und zerzaust.
Was für einen Thron hat sich die Dame ausgesucht?
Gibt es nicht Palmen, Gärten, Rosenhecken?
Mit Hund und Maultier kommen sie,
Das Wunder anzuschauen.
Manche standen schon die ganze Nacht -
Der Glaube, was für eine Macht!
Das Vertrauen wird die Dame ehren,
Und Brot und Fische werden sich vermehren.
Ich sehe Lucios weißes Kleid von weitem.
Da steht auch Francis in geflickter Jacke,
Jacinta neben ihm.vDie Schleier tropfen
Wie unausgewrungene Tücher an der Wäscheleine.

Ich hab' mich durchgequetscht.
Mußte Ellbogen benützen.
Wer Ideale hat, braucht nicht gnädig
Umzugehen mit Gehirnsblöcken.
Hier auf der kleinen Höhe, unweit Lucios, bleib ich stehen,
Ich geb' der Feder Augen, um zu sehen.
Nur nicht zu nah!
Möcht‘ niclit mitgerissen werden von dem Massenzorn.
Die Neugier ist ein Pfeil auf einem Bogen.
Wehe, wenn- die Dame ihn nicht spannt -
Dann spannt die Masse ihn. Der Pfeil
Schießt los und trifft die Seher.
Eine Frau stößt jetzt ihr Kind zum Baume hin, ruft:
"Maria, heil mein Kind!"
Ich sehe Hände vom Baum Blätter reißen.
Der Glaube macht die Blätter zu Balsam
Für die Kranken. Ein Mann, der
Keucht und hustet, kaut ein Blatt,
Was für ein Gnadenfest!

Die Blinden bleiben blind, der Buckel bleibt,
Und die Tuberkeln wandern
Von einer Lunge zu der andern.
Einfältige Menschen, die da unterm Baume hocken,
Wissen nicht, daß sie den Kommunismus füttern.
Meine Feder will erziehen -
Seine will zerstören.
Sein Blätterwald, was für ein Frohlocken!
Ich schreibe von der Armseligkeit
Der Sehnsüchte der Welt,
Die ohne Logik und Vernunft zerfällt.

Da ruft jemand - 's ist Lucies Stimme:
"Schließt eure Schirme! Seht, sie kommt!"
Solche Zumutung - und das von einem Kind!
Und seh' ich recht?» Da steht ein Bursch' im schwarzen Rock,
Will wohl Priester werden, neben ihr - ruft: "Ah!"
Die Mär von Fatima - zum Lachen und zum Weinen.
Wo der Glaube Weiberbrauch,
Rutscht die Vernunft in den Priesterbauch.
Frauenrock und Priesterwerk,
Priesterwort und Frauenmund -
Kirche, deine Stunde hat\geschlagen.

Träum' ich? Man gehorcht: Die Schirme klappen zu.
Hat den Befehl ein Feldwebel gegeben?
Das Ave ist verstummt, doch in der Luft kreischt's wild.
Da wimmelt es von Spatzen, Raben, Krähen.
Sie sausen durch die Luft, wie Pfeile abgedrückt.
Sie fliegen hin zum Meer, dem Westen zu.
Ich hör' ein tieTes "Ah! Ein Mann steht neben mir.
Dreht seinen Zipfelmützenkopf nach Osten.
Bin ich verrückt? Ein roter Riß im Hegendunst.
Ist's ein Blitz, ein Wetterleuchten?
Da rundet sich ein Ball aus Wolken,
Glänzt und glitzert, schwebt jetzt auf die Mulde zu.
Gleitet über die gereckten Köpfe hin zum Baum
Und läßt sich auf die feuchten, blätterarmen Äste nieder.
EinZweig gibt nach und schimmert schwach.
Nennt man das Wunder, ich kann's nicht fassen.
Und ist's ein Wunder, darf man es hassen?
Ist der Mensch denn so beschränkt,
Glaubt nur, was er selber denkt?

Lucie blickt hinauf, spricht in den Baum.
Die Dame scheint sich mit dem Kind zu unterhalten.
Wüßt' ich nur was, und wenn ich's wüßte -
Die Lust zum Schreiben ist mir vergangen.
Mir ist's, als wäre ich gefangen.
Von wom? Ist's Massensuggestion?
Ich höre Lucies Stimme. Sie hebt die Hand,
Als trüg' sie eine Bitte vor.
Und neben ihr kniet eine Krau mit schwarzem Tuch
Und betet. Lucies Mutter.
Seit wann glaub‘ ich an Zauberei?
Und das von einem Bauernkind? Ein Schrei:
"Wir sind ja trocken!" Es ist der Schmerbauch neben mir.
Er kniet und weint.
Und seine Zipfelmütze scheint
Und tropft nicht mehr.
Alles scheint und glitzert, '
Trocken bin ich auch.
Ich fühle, jemand starrt auf mich.
Ich folg' dem Blick. Wie fürchterlich!
Der Lausbub ist's. Er grinst.
Und hält den Rosenkranz hoch in die Luft.
Wo sind die Wolken hin? Ein Duft
liegt auf der Mulde. Fort der Geruch von Bauch und Bier.
Und ich bin hier.
Hat die Dame mir den Bub geschickt?
Ich bat doch um den Raben!
Ist ihre Gnade voller List?
Nicht durch den Raben will sie mich belehren.
Sie wählt den Widersacher, um mich zu bekehren.
Ist der Mensch nichts als der Vorsehung Gefüge?
Der freie Wille nur ein Ammenmärchen?
Ist dunkel die Vernunft und hell der Glaube?
Wo hört die Wahrheit auf und wo beginnt die Lüge?
to top
7.
"Schaut da, sie geht!" ruft Lucie.
Und wieder macht sie mich zum Zeu-gen.
Seh1 nacheinander sich die Aste beugen,
Als schreite drauf ein leichter Fuß.
Mir ist's, als glimme da der Saum der Wolkensclileppe.
Auf den Ästen liegt ein Purpurschein.
Ein Spitzenschleier glitzert, schwebt vom Baum,
Entfaltet sich zu weißem Wolkentraum.
Das Bild zerrinnt, verweht -
Und Lucie im Gebet:
"Maria voller Gnaden!"
"Schaut euch die Sonne an", ruft Lucie.
Doch hier die Frage, darf ich mir selber untreu sein
Und zu mir sprechen:"Willi,
Du lebtest doch bisher in drei Dimensionen,
Du wächst hinein in höhere Ebenen,
Wenn du glaubst?"
Was soll ich glauben - an Maria?
Gott spiegelt sich in der Materie wieder.
So winzig das Atom, es ist gesetzgebunden,
So sind die vielen Sonnen, so der Mensch.
Nenn's Glauben, Suggestion, nenn's Parapsycho.
Es kann nicht feindlich dem Gesetze sein.
Das nachzuprüfen, zu erforschen
Macht mich zum Ebenbild des Schöpfers.
Kann ein Geist sich den Gesetzen feindlich stellen,
Sie verwerfen, sie wie Bäume fällen?
Naturgesetze haben Logik und Substanz -
Die Farbenschau, ich will sie gern bejahen,
Da meine Sinne zuverlässig sind.
Doch flößt der Urheber der Schau mir Argwohn ein,
Aber unberührt bleibt die Substanz der Dummheit, Steine, Hunger.
Die Blinden bleiben blind, die Lahmen lahm -
Und morgen ist's, als ob sie niemals kam.

Und doch, ich sehe es mit eig'nen Au^gen,
Und tausend Hände zeigen in die Luft.
Ich werde Zeuge eines Farbenspiels
Und über allem wunderbarer Duft.

Getaucht ist die Natur in Farben, schillernd gelb und rot und blau,
Die Menschen tragen auf den müden Schultern Regenbogen.
Wie gold'ner Samt, so leuchtet jetzt die Schäferwiese.
Mir ist, als tupfe bunt ein unsichtbarer Riese
Den Wald am Hang: Die Wipfel wiegen sich in gold'nen Wogen.
Und doch, wenn ich es richtig überdenke
Mit nüchternem und klarem Geist,
Wo ist die Macht, die sagt: "So ist's!"
Und mir die Wirklichkeit beweist?
Welch eitle Farbenschau! Was heute ist, ist morgen sclion vergessen!
Was bleibt? Die dürre Mulde, wo die mageren Schafe weiden.
Was krank, verkrüppelt, alles kam zum Gnadenfest,
Doch ohne Gnade. Blinde bleiben blind, sie läßt
Dem Buckligen den Buckel hinten, läßt die Armen leiden.
Wohl deckte sie den Riesentisch gar bunt, doch wer kann Farben essen?

Hier steh‘ ich, selbst wenn das Wunder auf dem Glaubensbaume wuchs
Seit tausend Jahren, frage jetzt: "Hat nicht der Teufel Macht,
Als Wolkenjungfrau auf dem Baume zu erscheinen?"
Und müßt' ich nicht in Sack und Asche gehen, weinen
Und rufen vor dem Wunderbaum: "O Fatima, die Nacht
ist angebrochen, deine Jungfrau war der schwarze Fuchs.
Trägt dies Phantom Mariens Züge,
Beweist's! Sonst ruf ich von den Dächern: 'Lüge!'"

Doch was ist das?
Aus Wolken fährt ein Blitz,
Ein Blitz, so furchtbar, alles steht erstarrt, kein Donner folgt.
Wurd‘ er vom Teufelssitz geschleudert, werden wir genarrt
Von einer launischen Natur, O Gott?
Was ich jetzt sehe, hilft weder Hohn noch Spott.

Löst sich die Sonno nicht vom Himmel?
Ist das bleiche Rad verhext?
Dreht sich wild und weiß,
Wird wieder feurig, lodert, brennt,
Die Münder aufgerissen, verstummt der Ave-Tcxt.
Mir wird es kalt und heiß.
Die Sonne rennt,
Mir scheint, nun hin zum Baum,
Sie ist jetzt über mir,
Sie gleißt, ein siedend Blei.
O Gott, warum kam ich hier?
Zu spät, es ist vorbei.

Ich kam nicht her, um auf die Knie zu fallen,
Um Ave mitzulallen.
Ich kam doch her der Wahrheit wegen
Und ernte Fluch statt Segen?
Das brennende Zyklopenauge haßt
Mein Stehen. Bin ich unerwünschter Gast?
to top
8.
Ja, das Blutgesicht hat mich erwählt in unfaßbarem Wahn,
Wieder rast's mit Purzelbäumen durch den grauen Dunst,
Brennend rollt es näher, walzt die Wolken, stampft,
Der Himmel scheint zu kochen und verdampft
Die Wolken, über mir ist alles rot.
Ist das mein Tod?

Näher rollt die Feuerwalze. Viele recken hoch die Arme,
Um den Prall zu brechen; andre schlagen an die Brust.
Ich seh', wie eine Frau ihr Kind zum Baume stößt,
Lucie soll es schützen. Kein Schutz für mich! Bin unerlöst.
Soll wohl auch zum Baume kriechen, um der Herrscherlust
des Glaubens zu genügen. Soll ich beten?
Reich mir Deine Hand und führ mich aus der inn'ren Dunkelheit!
Santa Virgine, ich bin bereit!

Keine Antwort. Einsam in der Menge, freundlos steh' ich da.
Lucie betet. Soll ich zu ihr schleichen? Wüßt' ich nur:
Ist's der Mensch, die Seele oder Schuld, was stirbt?
Angst vorm Tod erniedrigt und verdirbt.
Ich fühl's, bald steht der Zeiger still an meines Lebens Uhr.
Soll ich an die Brust mir schlagen, wie ich's bei andern sah?
Würd' ich nicht an der Vernunft Verrat begehen?
Ich gehe nicht zum Baum. Ich bleibe stehen.

War es denn Sünde, von der Wolkenfrau ein Zeichen zu verlangen?
Ich sagte:"Bring einen Schimmer
In mein Zimmer,
Und ich will glauben."
Ich sagte:"Laß den Raben hoch am Kirchturm
An mein Fenster klopfen,
Und ich will glauben."

O Himmel, mir wird's unverbrüchlich klar!
Du hörtest mich! Der freche Bube war
Dein Bote. Ich dachte, die Vernunft hält' mich gesandt.
Es war'n die schwarzen Augen dieses Schelms am Fenster.

Statt in Hohn mich zu verzehren,
Soll ich mich bekehren.
Mariens Wunderhand
Hat mir den Bub gesandt.

Wollt' sein Erzieher sein. Zu Tod gehetzt
Steh' ich beim Baum.
Mir ist's, als stand ich vor Gericht.
Soll ich um Mitleid bitten?
Bleibt mir nichts mehr als dies Gebet?
Wie schwer wiegt die Vergangenheit,
Was für ein Gewicht hat die Vernunft,
Wird man in eine andre Dimension gezogen?

Die Sonnenscheibe rollt, ein glühend Rad,
Rollt aul mich zu.
Alles um mich kniet, liegt nieder, betet.
Könnt' ich nur fort! Wohin?
Zu spät!
Ich sinke nieder. Laß mich nicht sterben, Gott,
nicht sterben! Ich glaube an das Wunder!

Träume ich? Die Sonne fällt nicht mehr. Um mich ist's leer geworden,
Die Mulde liegt in Frieden da, der Himmel still und blau.
Und ich lebe, fühle noch mein Fleisch, mein Bein.
Fort nach Haus'! Ich hole die Soldaten ein,
Die schleppen betend auf der Bahre die gelähmte Frau,
Hole ein den Herrn zu Pferd, Prozessionen, Hungerhordon
Mit dem Packtier und die Blinden, Tauben:
Hab' gemein mit ihnen jetzt den Glauben.

Ward ich gedemütigt? Wohin ging die Vernunft?
Ich ein denkend Wesen - ist das möglich?
Ich wollt' die Trauerrede für das Wunder schreiben.
Jetzt schreib' ich sie für die Vernunft.
Ich wurd' hierhergelockt von einem Burschen.

Er ward benutzt von einer höh'ren Kraft.
Er, ein Instrument der Sünde, wurd' benutzt
Als Instrument des .Glaubens.
Soll ich es nennen Verschlagenheit der Gnade
Oder Gnade der Verschlagenheit?
to top
9.
Ich bin zu Haus! und sink' in einen Stuhl.
Was ist mit mir geschehen?
Ich bin doch nicht ein Teil der Masse,
Die schreit aus ihrem Sündenpfuhl
Nach Wundern. Sie haben nicht gesehn
Und glauben. Wie ich das hasse!

Bin ich nicht ich? Verlor ich die Vernunft
Und war ein Massenteil der Glaubenszunft?
Und doch ist's wahr. Ich ging mit der Vernunft zum Baum,
Mit der ich jetzt am Schreibtisch sitze.
Sie hat die Sonne doch erlebt!
Das war kein Gaukelspiel, kein Traum,
Die Glut, die Kälte, wieder Hitze,
Ich hab' gezittert und gebebt.

Und das bin ich, der jahrelang geübt
Die Logik, rationales Denken.
Und das Wunder ist gekommen, mich bloßzustellen, mich zu kränken.

O Einsamkeit, du bist die Spanne vor dem Tod, wie fremd
Blickt mich der Schreibtisch an, wo ich die Spötterhand so oft erprob
Wie fremd die Bilder an dor Wand.
Mir ist's, als war mir nichts zu eiqftn als mein Totenhemd.
Mit der Vernunft zog ich zum Wunderbaum, hab' gespottet, habä gelacht
Und jetzt wird's um mich Nacht.
Ich hab' im Schlamm gekniet, was für ein Fallen?
Mein Spöttermund versuchte, das Ave mitzulal.len.
Was für ein Zusammenbruch!
Ich wollte andre Menschen nach meinem Bildnis kneten:
Den Gipsfigurenmann, die Näherin, den Bengel,
Der seine Nase plattgedrückt an meinem Fenster.
Hielt sie für Gespenster
Des Aberglaubens, die da beten
Und denken, sie wär'n jetzt Engel
Vor Gott und den Menschen,
Und sehe nicht den Balken im eig'nen Auge.

Die Kranken und Gehetzten, die Sünder und die Frommen,
Sie alle, alle kommen
Nach Fatima, zu knien und zu beten.
Ich komme, seh’ und lächle. Die Zunge trieft von Spott.
Was für ein Massengott:
Muß man ihn nicht verdammen und zertreten?
Wie sie doch saufen, huren, dann in falschen, seichten
Gefühlsausbruchen beichten,
Den bunten Gipsfiguren Kerzen weihen.
Der Beichtstuhl und Maria: Moralische Blitzableiter.
Sie stehlen, huren weiter.
Der Massengott der Kirche wird's verzeihen.

Doch wer bin ich, daß ich den Dolch des Hohnes zücke
Und reiß in tausend Stücke
Der Hoffnung letztes Hemd?
Bin ich nicht grausam, überheblich, selbstgerecht,
Mein eig'ner Gott denn schlecht,
Die Liebe ihm ganz fremd?

Vernunft, die keine Liebe kennt,
Treibt auseinander, trennt.

O Einsamkeit: Im Leben hat der Mensch die eine Hälfte, nur
Die andre Hälfte findet er auf seinem Sterbebette.
Ist sie des Teufe?.s, ist sie für den Himmel? Keine
Vernunft gibt Antwort. Ich lach‘ nicht mehr, ich weine.
Ich glaubt an die Vernunft, die irdsche Hälfte. Erbarmen rette

Das Ewige, tilg aus in meinem Lebenssand die irdsche Spur!
Die Spaltung durch Vernunft, welch Seelenharm:
Was sind wir ohne Glauben arm...arm... arm...

Gott ist das große Ahnen.
Er läßt sich nicht erdenken,
Noch sich durchs Wort bemühen.

Er läßt sich nur erspüren
In Einsamkeit und Demut.
Da fängt es an zu glühen.

Tief innen in der Seele
Fülltfs sich mit Lichtgestalten,
Und unsagbare Liebe
Die spürst du sich entfalten.

                                        Wilhelm Hermanns   [G145]
                                                

Anmerkung:  1970's,

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Gedicht übersetzt aus:  Mary and the Mocker-P034

Gedicht aus dem Booklet: Maria und der Spötter Booklet

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Mary, Be My Providence-P287

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